Die steigenden Zinsen sind eine Herausforderung für viele Häuslebauer
11. Juli 2022
Unser Experte über die weiteren Aussichten und Immobilien, deren Preis jetzt sinken könnte.
Die schnell steigenden Zinsen lassen für viele den Traum vom Eigenheim platzen, weil sie sich die Raten nicht mehr leisten können. Bleibt das nun auf Jahre hinaus so, oder gibt es einen Hoffnungsschimmer? Über die aktuelle Lage am Immobilienmarkt im Augsburger Land sprachen wir mit Hubert Schwarz. Er ist Direktor Wohnbau und Immobilien in unserer Sparkasse Schwaben-Bodensee.
Wie ist die Zinsentwicklung bei Baugeld seit Jahresanfang?
Hubert Schwarz: Die Finanzierungskonditionen für den Erwerb einer Immobilie mit zehnjähriger Zinsbindung sind von ca. einem Prozent nominal pro Jahr - das war Ende vergangenen Jahres - auf aktuell rund drei Prozent angestiegen. Momentan gibt es größere Zinsausschläge, sodass die Zinsen nach oben und unten abweichen können.
Können Sie an einem Zahlenbeispiel erläutern, was das für den Verbraucher bedeutet?
Hubert Schwarz: Die monatliche Rate beträgt bei einer Finanzierung von 500.000 Euro mit zehnjähriger Festzinsbindung (3% Zins und 2% Tilgung) ca. 2.080 Euro. Ende 2021 waren das noch rund 1.250 Euro. Die monatlichen Zinskosten sind damit um rund 830 Euro gestiegen.
Gibt es eine Prognose, wie weit der Zins in diesem Jahr noch nach oben geht?
Hubert Schwarz: Die Europäische Zentralbank hat die Zinswende eingeläutet. In der Juli-Sitzung hat der EZB-Rat nach mittlerweile elf Jahren erstmals wieder die Leitzinsen angehoben. Zunächst um 0,50%. Weitere Anhebungen sind wahrscheinlich. Wie sich die langfristigen Zinsen in diesem Kontext entwickeln, hängt neben der EZB auch stark von der Inflationsrate ab. Ziel der Notenbanken ist es, diese rasch in den Korridor um zwei Prozent zurückzuführen.
Bemerkt unser Haus schon, dass Kunden zurückziehen, weil sie die Finanzierung wegen höherer Zinsen nicht mehr stemmen können?
Hubert Schwarz: Ja, neben der Unsicherheit aufgrund der hohen Baupreise und Lieferschwierigkeiten kommt durch die gestiegenen Zinsen hinzu, dass sich einige Bauwillige und Kaufinteressenten die Finanzierung nicht mehr leisten können.
Nach Ihrer Erfahrung: Wie viel Prozent des Haushaltseinkommens sollten maximal für Zins und Tilgung aufgewendet werden, wie hoch sollte das Eigenkapital mindestens sein?
Hubert Schwarz: Abhängig vom Haushaltsnettoeinkommen sollten in der Regel nicht mehr als 30 bis höchstens 40 Prozent für die monatliche Rate aufgewendet werden. 20 bis 30 Prozent der Gesamtkosten für den Erwerb einer Immobilie sollten durch Eigenkapital abgedeckt werden.
Unser Haus ist ein bedeutender Immobilienvermittler. Machen sich die höheren Zinsen bereits bemerkbar?
Hubert Schwarz: Das erste Halbjahr war bis jetzt sehr erfolgreich in der Immobilienvermittlung. Derzeit geht die Nachfrage etwas zurück, und insbesondere Kapitalanleger sind zurückhaltender. Man merkt auch, dass bei jungen Familien die Finanzierung aufgrund der gestiegenen Zinsen eine immer höhere Hürde darstellt.
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